Dirk Reinhardt liest aus seinem Roman "Train Kids"

Mit dem Thema Migration wurden die 8. Klassen am 20.06. in der Lesung mit dem Jugendbuchautor Dirk Reinhardt konfrontiert. In seinem aktuellen Roman „Train Kids“ beschäftigt sich der Schriftsteller mit der Situation von Jugendlichen, die ihre Heimat in Guatemala, Honduras oder El Salvador verlassen, um in die Vereinigten Staaten von Amerika zu gelangen. Dazu ist es nötig, auf einer Route von mehreren tausend Kilometern Mexiko zu durchqueren, um dann – zum Teil erst nach Jahren – das ersehnte Ziel Nuevo Laredo zu erreichen, eine mexikanische Stadt, die an den US-Bundesstaat Texas angrenzt.

Die abenteuerliche Reise durch Mexiko absolvieren die jungen Leute überwiegend als blinde Passagiere auf Güterzügen, da die Straßenverbindungen zu gut von Polizei und Armee überwacht werden. Der Begriff „Abenteuer“ ist in diesem Zusammenhang im Grunde irreführend, da sich die Reise für viele Menschen als regelrechter Horror-Trip erweist, bei dem einige nie am ersehnten Ziel ankommen oder sogar ihr Leben verlieren.

Auf dem Weg lauern viele Gefahren. Abgesehen davon, dass es ohnehin schon extrem gefährlich ist, auf fahrende Züge aufzuspringen und über lange Wegstrecken auf deren Dach mitzufahren, gibt es auch noch ganz andere Hindernisse. Vielen Banditen sind die Flüchtlingsrouten genau bekannt, sie lauern ihnen an bestimmten Orten auf und rauben ihnen ihr letztes Geld. Auch die Polizei stellt eine Gefahr dar. Zum einen, weil im Falle des Aufgreifens illegale Flüchtlinge zurückgeführt werden müssen, zum anderen, weil sich die Polizisten in Mexiko regelmäßig gegen die Vorgaben der Genfer Flüchtlingskonvention widersetzen, den Jugendlichen oft mit Gewalt begegnen oder sie ausrauben.

Bevor Herr Reinhardt mehrere Passagen aus seinem Werk vorträgt, informiert er die Schüler darüber, dass die fünf Protagonisten – vier junge Männer und eine Frau – reale Vorbilder haben. Die Handlung im Buch ist zwar im Prinzip erfunden, aber sehr vielen der Szenen liegen Erzählungen von Betroffenen zugrunde, zu denen der Autor auf seiner Recherchereise in Mexiko persönlich Kontakt hatte. Für diese sehr aufwendige Reise, so erzählt Herr Reinhardt, hat er im Vorfeld viele Kontakte geknüpft, so auch zu Journalisten oder zu Kirchenvertretern, um durch dieses Netzwerk letztlich das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Im Anschluss an die Lesung wurden mehrere Fragen der anwesenden Schüler beantwortet. Außerdem ermöglichte es Frau Eser von der Neuburger Bücherstube, dass interessierte Schülerinnen und Schüler das Werk kaufen und signieren lassen konnten.

(Text: W. Kulzer; Fotos: C. Eschner, E. Glöckner)