Der erste Biophysik-Kurs am Descartes-Gymnasium

Was ist Biophysik denn überhaupt? Im Grunde genau das, was der Name bereits sagt. Biophysik vereint Inhalte aus Biologie und Physik. Wer jetzt denkt, dass damit Auswendiglernen und komplizierte Rechnungen kombiniert werden, liegt aber falsch – vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall.

Aus Schüler*innenperspektive lässt sich ganz klar sagen, dass der Biophysikkurs die einfachen anatomischen Zusammenhänge mit dem recht verständlichen physikalischen Normen verbindet. So wird die Optik anhand des Auges, die Akustik anhand des Ohres und die Strahlung anhand der Auswirkungen auf den Körper nicht nur verständlich erklärt, sondern auch an zahlreichen Experimenten aufgezeigt. So hat beispielsweise jeder Kursteilnehmer ein kleines Taschenmikroskop gebaut (siehe Foto rechts).

Aus Lehrersicht lässt sich zweifelsohne feststellen, dass im Biophysik-Kurs Fragen aufkommen, die in einem klassischen Physikkurs oder sogar Physikstudium nie thematisiert werden. So behandelt der Kurs beispielsweise die Ähnlichkeit zwischen dem menschlichen Mittelohr und Ultraschallgel oder die Landoltringe beim Sehtest für den Führerschein. Insgesamt begegnet man in Biophysik sehr vielen praxisnahen und alltagsbezogenen Aufgabenstellungen, die dieses Teilgebiet so faszinierend und mitreißend machen – sowohl für Lehrer*innen als auch Schüler*innen.

In diesem Schuljahr entschieden sich erstmalig 13 Kursteilnehmer*innen am Descartes-Gymnasium für Biophysik. Die Jugendlichen besaßen während des gesamten Schuljahres – insbesondere auch beim Homeschooling – eine gesunde Portion Neugierde, großen Wissensdurst und die ständige Bereitschaft, neue Erkenntnisse weit über den Lehrplan hinaus zu erwerben, diverse Fragen zu beantworten und den Stoff sehr tief zu durchdringen. Dabei lernte man in jeder Hinsicht auch als Lehrperson viel dazu. In Zukunft kann problemlos darauf eingegangen werden, aus welchem Material die Bogengänge und die Hörschnecke im menschlichen Ohr bestehen, ob Maulwürfe auf elektrische Felder reagieren oder an welchem Gift der russische Ex-KGB-Agent Alexander Litvinenko gestorben ist. Langweilig wurde es im Kurs nie, da durch die vielen fakultativen Themengebiete des Lehrplans immer neue und aufregende Themen auf den Kurs warteten, die dieser nur zu begeistert aus- und untersuchte.

 

Erfahrungsbericht aus dem Kurs

Auch wir standen in der zehnten Klasse vor der großen Aufgabe, unsere Fächer für die kommende Oberstufe zu wählen. Nach längerem Nachdenken über die verschiedenen Angebote entschieden wir uns gemeinsam für den einjährigen Biophysikkurs in der Q11. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Biophysik in der elften Klasse grundsätzlich als Alternative zum normalen Physikunterricht angeboten wird, daher auch die Bezeichnung “Lehrplanalternative”. Konkret heißt das einfach, dass man – falls man Physik in der zwölften Klasse weiterbelegen möchte – das kommende Jahr in einem “normalen” klassischen Physikkurs verbringt. Und dies ist auch problemlos möglich, da grundsätzlich in den Biophysik- und Physikkursen (beinahe) dieselben Themen besprochen werden, nur jeweils in einem anderen Kontext. Die Flexibilität des Lehrplans in Biophysik hinsichtlich der Kursgestaltung und des Inhalts ermöglicht einen sehr abwechslungsreichen und spannenden Unterricht und hat nichts mit Langweile und unfreiwilligem Lernen zu tun, was dem einen oder anderen eventuell bei dem Fach „Physik“ in den Kopf kommt.

In dem Kurs lernen die Schüler*innen, dass sich - mithilfe ihnen bereits bekannter physikalischen Modelle und Methoden - biologische Funktionsweisen verstehen, vereinfachen und auch erklären lassen. Nach Besprechung der Optik und Akustik durfte sich unser Biophysikkurs noch für ein Wunschthema entscheiden. Wir wählten beispielsweise den Themenbereich Strahlenbiophysik und medizinische Physik.

Wer sich für Biologie, Physik und Logik interessiert, ist in diesem Fach genau richtig aufgehoben. Aber auch jemandem, der lediglich eine zweite Naturwissenschaft wählen muss und unentschlossen ist, können wir Biophysik nur wärmstens empfehlen. Als besonders interessant erachten wir übrigens eine Kombination mit dem Biologiekurs, sie ist aber definitiv nicht zwingend erforderlich. Biophysik ist außerdem auch für all diejenigen eine willkommene Lösung, die trotz der Wahl zweier Sprachen, das volle Spektrum der Naturwissenschaft genießen wollen.

Nicht nur bei der Wahl der Themengebiete, sondern auch in unzähligen anderen Aspekten konnte unser Kurs aktiv mitgestalten. So entschieden wir uns für eine Schwerpunktsetzung im Teilbereich Optik. Unsere Wahl für ein benotetes Projekt fiel beispielsweise auf die selbstständige Erarbeitung einer Sketchnote zum Thema „Die Netzhaut“.

 

Emma Beran, Q11

 

Luis Hopfner, Q11

 

Lisa Reißner, Q11

 

Wenn man unsere elfte Klasse in Biophysik in einem Satz zusammenfassen wollte, so ließe sich klar sagen:

“Es war eine neue, lehrreiche und vor allem spannende Erfahrung.”

 

Teresa Abel, Q11
Lukas Schorer, Q11
Marina Hobmaier