Wie wird unser Dorf energieautark und klimaneutral?

Nach zwei Jahren Pause, die zum einen der Lehrplanumstellung von G8 auf G9 und zum anderen der Corona-Pandemie geschuldet war, durfte das Descartes-Gymnasium dieses Schuljahr wieder das Modelldorf des BUND Naturschutz in seinen Räumlichkeiten begrüßen.

Der neue Physiklehrplan des G9 widmet sich in der 9. Jahrgangsstufe gänzlich dem Themenkomplex Energie, und im Rahmen der Wärmelehre dann auch dem Klimawandel. In diesen Kontext fügt sich das Projekt "Energiespardorf" ideal ein. In der Woche nach den Faschingsferien beschäftigten sich alle fünf 9. Klassen an fünf verschiedenen Tagen in jeweils vier Schulstunden mit "ihrem" Dorf. Das Modelldorf, bestehend aus 20 Modellhäuschen, steht für ein Dorf mit 8000 Einwohnern. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen entspricht dies am ehesten der Gemeinde Karlshuld mit knapp 6000 Einwohnern. Anhand dieses Dorfs wird beispielhaft am Energieträger Strom erarbeitet, wie sich Energie einsparen und klimafreundlich erzeugen lässt.

Um den Jugendlichen zunächst ein Gefühl dafür zu geben, welche unglaubliche Energiemengen wir tagtäglich alleine in Form von Strom nutzen, sollte jeweils ein Schüler mit einem Ergometer (Fahrrad) die Energie bzw. den Strom für verschiedene Geräte liefern. Während sich eine Lampe oder ein Radio noch relativ leicht betreiben lässt, ist es nahezu unmöglich, in einer vernünftigen Zeitspanne das Wasser in einem Wasserkocher zum Kochen zu bringen.

Anhand des Modelldorfs wurde dann erarbeitet, für welche Bereiche im Haushalt welche Energiemengen benötigt werden. Tatsächlich ist inzwischen der Bereich "Unterhaltung", also Computer, Fernseher und Co., im Durchschnitt der größte "Stromfresser". Durch den Einbau energiesparsamer Geräte und eine Vermeidung von Stand-by-Betrieb lassen sich bereits erhebliche Stromeinsparungen erzielen. Dies konnten die Schülerinnen und Schüler über ein Auswertungsprogramm, das an die Modellhäuser angeschlossen ist, unmittelbar erkennen, nachdem sie ihre Häuser entsprechend umgerüstet hatten.

In einem weiteren Schritt bauten die jungen Hausbesitzer Photovoltaikanlagen auf ihre Hausdächer, machten sich so ein Stück unabhängiger von großen Kraftwerken und verbesserten gleichzeitig die CO2-Bilanz ihres Dorfes.

Abschließend simulierten die Schülerinnen und Schüler eine Gemeinderatssitzung in Form eines Rollenspiels. Bereits im Vorfeld waren bestimmte Rollen verteilt worden, um verschiedene Interessen und Meinungen im Gemeinderat vertreten zu haben. Bei der gespielten Gemeinderatssitzung sollten Maßnahmen erörtert und im Idealfall gleich beschlossen und umgesetzt werden, die die Gemeinde zunehmend energieautark und klimafreundlich werden lässt.

Die 9. Klassen bewerteten die Thematik des Energiespardorfs als durchaus wichtig und interessant. Auch den beiden Referenten des BUND Naturschutzes attestierten sie eine umfassende Fachkompetenz. Allerdings hätten sich die Schülerinnen und Schüler mehr aktive Beteiligung gewünscht. So gab es z. B. nur 20 Häuschen, an denen "gearbeitet" werden konnte, für 25 bis 30 Schüler. Die Gemeinderatssitzungen liefen in manchen Klassen nicht optimal und führten teilweise vom eigentlichen Thema des Projekts weg. Hier könnten in Zukunft sowohl die Schule bei der Vorbereitung, als auch die Referenten bei der Umsetzung der Gemeinderatssitzung einiges verbessern.

Insgesamt war das Projekt für die 9. Klassen eine gelungene Abwechslung zum "normalen" Physikunterricht und gab ihnen konkrete Einblicke in das Thema "Energiewende".

Das Descartes-Gymnasium bedankt sich beim BUND Naturschutz für die Durchführung des Projekts und bei IRMA (=Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt e.V.) für die großzügige finanzielle Förderung.

Text, Fotos: Hammer, Eschner